Seit mittlerweile 10 Jahren reizt die AfD die anderen Parteien bis aufs Blut. Wo viele noch auf ein schnelles Ableben hofften, hat sich die AfD fest im von ihr so hart kritisierten Parteiensystem des Landes etabliert. Im Osten trotz oder wegen ihrer rechtsradikalen Wortführer stärkste Kraft, ist sie auch im Westen kaum mehr wegzudenken und erreicht konstant stabile Wahlergebnisse. Fast reflexartig wird an Wahlabenden ihr Anwachsen mit großer Betroffenheit kommentiert oder ihr Schrumpfen mit markigen Worten begleitet und keine politische Rede kommt ohne den ritualisierten Verweis auf den Kampf gegen Populismus und Radikalismus aus.
Steht die AfD vielleicht aber auch einfach für ungemachte Hausaufgaben der anderen Parteien? Oder ist sie ein unübersehbares Zeichen, dass sich große Gruppen in den öffentlichen Diskursen nicht mehr wahrgenommen fühlen? Ist sie der Seismograph für Ängste bei den Menschen, die wir auf Dauer besser nicht ignorieren sollten? Und ist Isolation und kollektive Verdammung wirklich der richtige Weg, um ihre Anhänger und Wähler für das übrige Parteienspektrum zurückzugewinnen, oder vielleicht auch ein Grund für ihre zunehmende Radikalisierung? Wir wollen versuchen, an diesem Abend einen nüchternen Blick auf die AfD zu werfen, denn sicher werden wir auch die nächsten 10 Jahre mit ihr leben müssen, und vielleicht ist es in einem demokratischen System auch gut, wenn Parteien allein durch ihre Existenz auf ungelöste Fragen hinweisen, auch wenn sie zu deren Lösung bisher wenig beigetragen haben. Bei uns im Bleicherhaus.
Glühender Harburger mit dem Blick über die ganze politische Landschaft: Sozialpolitik und demographischer Wandel, aber auch die Hamburger Landespolitik sind bei ihm in besten Händen.